Ein Gedicht aus der Adelsberger Schulzeit - Verfasser unbekannt
(Quelle: Gottfried Lehmann)
In einer denkbar schlechten Zeit
hieß es für uns: Es ist soweit!
Es galt acht Jahre Schulbank drücken
und uns're Lehrer zu beglücken.
Ein Reinfall von besond'rer Güte
war uns're erste Zuckertüte:
Im Gegensatz zu heut'gen Tagen
ließ sich die Tüte prima tragen.
Beim Auspacken, wie staunten wir;
die Hälfte war nur Packpapier!
Ein paar Bonbons, ein Päckchen Keks
auf Zuckermarke, Abschnitt „sechs",
das war der Start zum Schulbeginn.
Recht schnell schwand uns're Freude hin.
Wie mussten uns're Eltern laufen,
um Kleidung für uns einzukaufen.
An Mode konnten sie nicht denken.
Aus Urgroßmutters Kleiderschränken
holten sie alten Stoff heraus
und nähten Kleid und Hose d'raus.
Die jungen Herren ließ man los
mit langen Strümpfen, kurzer Hos`,
mit Leibchen, heute unbekannt,
oftmals tat's auch ein Gummiband.
Wir wurden nicht so richtig warm,
recht häufig gab es Luftalarm.
Mit einer Schule war's dann aus:
Sie wurde Wehrmachtskrankenhaus.
Die andere Schule übervoll.
Man fand 'ne Lösung, die war toll:
Ein Gasthaus, ist es noch so klein,
lädt meist zu frohem Treiben ein.
Doch waren damals bös' die Tage,
da gab's am Stammtisch keine Lage!
Wir mussten in der Kneipe sitzen,
um uns beim Lernen zu erhitzen.
Es kamen dann die Nachkriegsjahre
in denen alles Mangelware.
Wir liefen damals voller Stolz
mit Schuh'n aus Igelit und Holz.
Die Lehrer war'n in schlimmer Lage,
denn uns bewegte nur die Frage:
"Wann gibt es wieder was zu essen?"
Der Unterricht war bald vergessen!
Die Schulspeisung ward eingeführt,
und jeder war davon berührt.
Ein mancher nun die Schule liebt,
weil's dort etwas zu beißen gibt.
Etwas, was wir recht lustig fanden:
Kopfinspektion der "Mätzeltanten"
Die Klasse schaute unbeirrt
bei wem 'ne Laus gefunden wird.
Im Sommer ging es unverzagt
auf die Kartoffelkäferjagd.
Mit jedem Tier, was unbekannt
sind wir zum Lehrer hingerannt.
Wir haben uns dabei geschunden,
den Käfer jedoch nicht gefunden.
Um uns vom Schmutze zu befrei'n
lud mancher Teich zum Baden ein.
In's Wasser sind wir ungezwungen
mit Unterhosen reingesprungen.
Dann kam für uns 'ne harte Pflicht:
Vier Jahre Russischunterricht!
Die Sprache mochten wir nicht leiden,
aus diesem Grund gab's Strafarbeiten.
Das Schreibpapier war damals knapp;
wir schnitten Zeitungsränder ab
und schrieben, fanden wir's auch doof,
darauf den "Starü Philosoph".
Doch, wenn ein Schüler gar zu faul
gab Löblein Ott` ihm paar auf´s Maul.
Vom Russischwortschatz ist uns allen
der größte Teil schon längst entfallen.
Geblieben ist uns bestenfalles
nur: "Ja ne snaju", das ist alles.
Auf deutsch heißt das: "Ich weiß es nicht!"
Wir sagten's oft im Unterricht.
Schau'n wir heut auf die Zeit zurück,
fällt uns noch ein so manches Stück,
ein mancher Streich, so mancher Spaß.
Genug der Worte, hoch das Glas!