(aus zeitgenössischen Quellen von 1939)
In Niederhermersdorf wurde 1860 die erste Schule geweiht. Es war das Gebäude an der Adolf-Hitler-Straße 22, das jetzt Herrn Hermann Ulbricht gehört und in dem Tischlermeister Schmidt sein Handwerk betreibt. Damals zierte das Gebäude ein kleiner Turm mit einer Uhr und einer Glocke.
Schule Niederhermersdorf um 1904
Die Schulraumnot stellte den Gemeinderat zu Niederhermersdorf bald vor die Aufgabe, ein neues Schulhaus zu errichten. Aber erst im Jahre 1886 sollte ihm sein langgehegter Wunsch nach einem größeren Schulgebaüde erfüllt werden. Ostern 1886 weihte die Gemeinde Niederhermersdorf auf dem vom Lehnrichter Linke geschenkten Grundstück eine neue Schule (...) Das Schulgebäude erhielt im Erdgeschoß zwei Schulzimmer und im 1. Stock zwei Familienwohnungen. Im Dachgeschoß wurde eine Hilfslehrerwohnung eingebaut. Von diesem Zeitpunkt ab besaß Niederhermersdorf eine 4-klassige Volksschule. Im Jahre 1909 war es erforderlich, im 1. Stock ein drittes Schulzimmer bereitzustellen. Die Schule wurde 5- und 6-klassig, ja, bald sogar 7-klassig, so daß drei Lehrkräfte beschäftigt werden mußten. Infolge des starken Zuzugs aus Chemnitz mußte bald der Gedanke eines Erweiterungsbaus erwogen werden. Dieser Erweiterungsbau wurde im Jahre 1912 durchgeführt. Lehnrichter Linke hat auch hierfür wieder das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Im Erdgeschoß des Schulneubaus wurde zunächst die Gemeindeverwaltung und im 2. Stock die Wohnung des Gemeindevorstandes untergebracht. Nachdem im Jahre 1922 der Gemeindevorstand seine Wohnung geräumt hatte, wurde im Neubau ein weiteres Klassenzimmer und ein Schulleiterzimmer eingerichtet. 1924 gab auch die Gemeindeverwaltung ihre Räume auf, so daß es möglich war, ein drittes Klassenzimmer im Neubau zu beziehen.
Die Volksschule Niederhermersdorf war inzwischen 8-klassig geworden. In einzelnen Jahrgängen hatte man sogar Parallelklassen eingerichtet. Im Jahre 1924 wurde auch noch die Verbandsberufsschule, die die Gemeinden Niederhermersdorf, Oberhermersdorf und Euba umfaßte, im Schulgebäude untergebracht. Die Verbandsberufsschule erhielt 1925 im Erdgeschoß des Neubaues eine behelfsmäßige Schulküche. Eine Zahnklinik wurde 1925 in das Erdgeschoß des Hauptgebäudes eingerichtet. Sie wurde von den Schulen der Gemeinden Niederhermersdorf, Oberhermersdorf, Euba und Kleinolbersdorf beschickt.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkriege war für die Instandhaltung der Schulgebäude nur immer das unbedingt Nötige getan worden. Eine grundlegende Erneuerung wurde in den letzten Jahren immer dringlicher. Nachdem bereits im Jahre 1937 die Wohnung des nach Leipzig verzogenen Oberlehrers Pöschmann als Klassenzimmer umgebaut und mit einem neuen Schulmöbel ausgestattet worden war, ging man 1938 an eine großzügige Verbesserung beider Schulgebäude heran. Eine geschickte Lösung ließ die Schule wie neu entstehen. Die Vorgärten verschwanden, nur ein Zierplatz zwischen den beiden Gebäuden blieb als Schmuck belassen. Am Hauptgebäude wurde der Turm und aller veralteter Schmuck beseitigt. Der heimische Porphyr an Fenstern und Türen wurde sichtbar. Der Eingang bekam ein eindrucksvolles Aussehen. Sämtliche Räume, vom Keller bis unter das Dach, wurden in beiden Gebäuden freundlich vorgerichtet. Die Schule erhielt einen Fahrradständer für 60 Räder. Die Anlage der Dampfheizung mußte einer gründlichen Überholung untergezogen werden. Dabei wurde der Kesselraum geräumig ausgebaut. Beide Gebäude waren bisher nur durch den Abortgang oder den Hof zu erreichen. Jetzt wurde ein überdachter Verbindungsgang zwischen altem und neuem Gebäude geschaffen. Die Lehrküche wurde bedeutend erweitert, die Zahnklinik in das neue Gebäude und die Geschäfts- und Lehrerzimmer in das Hauptgebäude verlegt. Der Hausmann zog in das Hauptgebäude. Seine bisherige Wohnung im Dachgeschoß des Neubaues dient jetzt als Lehrmittelzimmer. Der Bildschmuck in den Treppenhäusern und Schulzimmern wurde gleichfalls nach geschmackvollen einheitlichen Gesichtspunkten erneuert und die Klassenzimmer mit entsprechenden Beschriftungen versehen. Jedes Schulzimmer erhielt fließendes Wasser und eine Lautsprecheranlage. Für drei Klassenzimmer wurde neues Schulgestühl angeschafft. Eine Normaluhr mit Klingelanlage kündet die Stunde. Nur die Umgestaltung der Abortanlage konnte bisher aus technischen Gründen noch nicht durchgeführt werden. Sie wird im Laufe dieses Jahres nachgeholt. Die Umbauarbeiten haben einen Kostenaufwand von 28000 RM. erfordert.
Im Juli 1938 wird die Einweihung der "erneuerten Volksschule" im Rahmen eines Schul- und Heimatfestes auf dem Gelände des heutigen Sportplatzes an der Cervantesstraße gefeiert.
Der innere Schulbetrieb lief jederzeit in normalen Bahnen. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges war die Arbeit reibungslos. Der Krieg brachte viele Störungen äußerer und innerer Natur. [Anm.: Die Funktion beider Schulgebäude erlosch 1944/45, als die Schulgebäude zum Lazarett wurden - in dieser Zeit besuchten die Niederdörfler Volksschüler die obere Hindenburgschule]. Abgesehen von dem vielen Lehrerwechsel und organisatorischen Änderungen wirkten die einschneidenden Ereignisse in den Familien sehr oft nachteilig auf alle Erzieherarbeit. Am 5. März 1945 erleidet die untere Schule durch Fliegerangriffe empfindliche Schäden.
Die Jahre nach dem 2. Weltkriege dienten dem stetigen Ausbau unserer Schule.(...)
Am 22.02.1999 fallen die letzten Mauern der ehemaligen Pestalozzi-Schule dem Abriss-Bagger zum Opfer. Wenig später wird an dieser Stelle das neue Depot der FFW Adelsberg entstehen.
Möchten Sie Bilder der unteren Schule vom Schulfest 1948 sehen? Klicken Sie hier.